Unter den etwa fünf Millionen Arthrosebetroffenen in Deutschland sind auch viele bekannte Persönlichkeiten, die ihre eigenen Erfahrungen und Empfehlungen gern weitergeben. Anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 sprachen wir auch mit Herrn Georg – genannt "Katsche" – Schwarzenbeck, Fußballweltmeister 1974 und ehemaliger Abwehrspieler von Bayern München, der 2001 ein künstliches Hüftgelenk erhielt.
Herr Schwarzenbeck, Sie haben als Fußballer große Erfolge
gefeiert ...
Nun ja, besonders 1974 war eine herrliche Zeit. Als ich als Abwehrspieler im ersten Europapokal-Endspiel das Tor geschossen habe, das war für mich persönlich sehr schön. Das war etwas Wunderbares. Mein Gott, dann Weltmeister im gleichen Jahr! Alles so kurz hintereinander. Es war einfach eine besondere Zeit.
Wann traten bei Ihnen die ersten Beschwerden auf?
Während meiner Profizeit hatte ich keinerlei Probleme. Ich habe mit 33 aufgehört mit dem Profisport und habe dann hier als Kaufmann in meinem späteren Schreibwarengeschäft begonnen. Nach Hobby-Fußball-Spielen hat es manchmal wehgetan. Eines Tages gab es dann einen richtigen Stich in der Hüfte. Da habe ich geahnt, dass etwas nicht mehr reparabel ist.
Wie ging es dann weiter?
Ich bin trotzdem zunächst nicht zum Arzt gegangen, weil ich ja gewusst habe, was kommt. Doch ich wollte es nicht wahrhaben. Ich habe das Bein eingerieben, aber es ist von Tag zu Tag schlechter geworden. Das Schlimmste war dann, dass ich fast nicht mehr habe liegen können.
Konnten Sie nicht mehr schlafen?
Ja, ich war todmüde und habe nicht mehr schlafen können. Es war kein Leben mehr. Es war kein Sitzen, kein Liegen und kein Stehen mehr möglich. Und im Alltag gab es dauernd Probleme. Wenn ich Treppen gestiegen bin oder auf einen Stuhl hinauf musste, um im Geschäft etwas herunterzuholen – es hat bei allen Tätigkeiten, die man im täglichen Leben braucht, wehgetan. Meine Frau hat schon gar nichts mehr gesagt, weil ich immer nur geantwortet habe: "Ach, das geht schon wieder" – dabei sind mir die Schweißperlen auf der Stirn gestanden, weil es so wehgetan hat. Auch die Nachbarn haben gesehen, dass ich beim Nachhausegehen vor Schmerzen immer stehen geblieben bin, und haben zu meiner Frau gesagt: "Ja, was hat Ihr Mann denn?"
Es ist immer schlimmer geworden?
Ja, ich habe halt gemeint, vielleicht wird’s ja bei mir wieder besser (lacht), doch das war nicht mehr der Fall. Als ich dann zum Orthopäden ging, hat er mich geröntgt und gesagt: "Schauen Sie her, das sieht man sogar als Laie, dass da kein Knorpel mehr ist." Da lief also Knochen auf Knochen. Er gab mir den Rat, ich solle mich so schnell wie möglich operieren und mir ein künstliches Hüftgelenk einsetzen lassen. Zunächst habe ich noch gezögert, aber eines Tages dann gedacht: "Nein, so geht es nicht mehr", und habe mich zur Operation angemeldet. Vier Wochen später war der Termin, und ich habe mich operieren lassen.
Hat Sie die Entscheidung große Überwindung gekostet?
Es hatte mich vorher große Überwindung gekostet, zum Arzt zu gehen. Als er mir zur Operation geraten hatte, hat es mich eigentlich keine Überwindung mehr gekostet. Aber es war natürlich auch Angst vor der Operation, dass ich so lange nicht zum Arzt gegangen bin. Ich glaube, vor einer Operation hat jeder Mensch ein bisschen Angst. Doch als ich mich dazu entschlossen hatte, habe ich es fast nicht mehr erwarten können.
Sind Sie mit der Operation zufrieden?
Ich muss sagen, die Operation ist sehr gut verlaufen, und ich habe seither keine Schmerzen mehr. Es ist wunderbar. Als ich nach Hause kam, habe ich eine ambulante Halbtags-Reha gemacht. Meine Frau hat mich immer hingefahren, und ich machte jeweils einen halben Tag meine Übungen. Ich war natürlich vorsichtig und habe mich daran gehalten, wenn es hieß, nur 30 Prozent auftreten. Und – toi, toi, toi – bis heute habe ich keine Schmerzen mehr. Zwar spiele ich nicht mehr Fußball, Tennis oder so etwas, aber das muss ja nicht sein, sonst passiert da noch etwas mit dem künstlichen Gelenk. Jetzt habe ich zu Hause einen Stepp-Trainer und fahre viel Rad.
Sie fahren viel Rad?
Ja, es tut mir sehr gut. Als ich wieder etwas machen konnte, habe ich mich gefreut wie ein kleines Kind. So habe ich auch meine Muskeln wieder aufgebaut.
Wenn Sie heute zurückblicken, war die Zeit auch für Ihre Familie schwer?
Ja, sicher. Sie haben es natürlich auch gemerkt, wenn ich Schmerzen hatte. Das ist für die Familie nicht einfach, wenn sie dich sehen und dir den Ratschlag geben: "Geh zum Arzt" und du bist stur. Aber du hast selbst gemerkt, dass du einen Fehler machst, und warst trotzdem stur und hast es nicht gemacht – zu deinem eigenen Schaden. Aber ich muss offen sagen, ich bin hauptsächlich nicht hingegangen, weil man so viel hört und liest und sich fragt: "Wird es wieder?" Dies beeinträchtigt einen natürlich auch. Ich muss zugeben, dass ich hauptsächlich aus Angst vor der Operation nicht hingegangen bin. Was soll ich also etwas anderes sagen?
Falls jemand Sie um Rat fragen würde, was würden Sie ihm empfehlen?
Mit Kunden und Bekannten spreche ich schon oft darüber, möchte aber nicht gescheit daherreden, sondern nur von meiner Erfahrung berichten. Wenn jemand es wissen will, würde ich ihm sagen: "Sofort zum Arzt gehen und nicht zu lange warten." Vielleicht gibt es dann sogar noch die Chance, dass man eine Operation hinauszögern kann. Man kann dies zwar dem Gegenüber so schildern, dass er es glaubt, aber eigentlich kann man es nur erfassen, wenn man es selbst erlebt hat. Nur wer es selbst miterlebt hat, kann ermessen, wie weh das tut. Auf jeden Fall sollte man früh zum Arzt gehen, denn mit Schmerzen leben, das ist nicht schön. Das müssen Sie schreiben: "Je früher, desto besser" und man sollte seine Angst überwinden.
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