Der Welt-Preis für Arthroseforschung wird jährlich von der Deutschen Arthrose-Hilfe und der Welt-Arthrose-Organisation gemeinsam verliehen. Der Weltpreis 2012 würdigt einen klinischen Pionier, der die Behandlung vieler Wirbelsäulenerkrankungen und -verletzungen von Grund auf verändert hat.
Wenn eine Bandscheibe vorfällt
Bandscheiben sind die wasserkissenartigen Puffer, die der Wirbelsäule ihre vielfältige Beweglichkeit geben. Wenn sie verletzt sind und aufbrechen, tritt das weiche innere Gewebe in die Umgebung aus und führt damit nicht nur zu heftigen Rückenschmerzen. Wenn dieses Gewebe auf bestimmte Nerven drückt, können auch schwerwiegende Lähmungen in Armen, Beinen und anderen Bereichen hinzukommen. Nicht selten ist eine Operation erforderlich.
Großes Risiko
Bei der Entfernung des ausgetretenen Bandscheibengewebes muss der Operateur dabei die unmittelbare Nähe des empfindlichen Rückenmarkkanals besonders beachten und darf keineswegs die feinen Nerven, die für Blase, Darm, Arme und Beine wichtig sind, verletzen. Jahrzehntelang war es deshalb üblich, den Operationsbereich weit zu öffnen, um einen ausreichenden Überblick zu erhalten. Meist wurden dazu auch große Teile der benachbarten Wirbelknochen und Wirbelgelenke entfernt. Ein großes Problem bei dieser Methode waren aber nicht selten erhebliche und bleibende Schmerzen, die durch Instabilität und Narbenbildung verursacht wurden.
Die Verbesserung
Am 7. Oktober 1975 operierte Herr Priv.-Doz. Dr. med. Caspar weltweit zum ersten Mal auf gänzlich andere Weise. Dabei setzte er ein neues, von ihm selbst verbessertes Operationsmikroskop ein, das sowohl dem Operateur als auch dem Assistenten perfekte Sicht ermöglichte und die benötigte Hautöffnung auf nur 2 - 3 Zentimeter reduzierte. Mit dieser neuen "mikrochirurgischen" Methode konnte nun wesentlich schonender operiert werden. Während der Patient früher drei bis vier Wochen in der Klinik bleiben musste, kann er seither bereits nach nur zwei bis drei Tagen die Klinik verlassen. Auch die gefürchteten Narbenschmerzen traten nun deutlich seltener auf. Aus der ganzen Welt strömten Kollegen zu ihm, um seine neue Methode zu erlernen. Über 200 Ärzte aus Europa, Amerika, Asien und Afrika bildete er in der Folge selbst aus. Aber noch weitere große Entwicklungen sollten folgen.
Mit dem Welt-Preis
für Arthroseforschung 2012
wird die Forschungsleistung von
Herrn Priv.-Doz. Dr. med. Caspar
ausgezeichnet, die Millionen
von Menschen zugutekommt.
Ärztlicher Pionier und Kämpfer
Herr Dr. Caspar, der am 29. Dezember 2011 seinen 73. Geburtstag feierte, war während seiner gesamten beruflichen Tätigkeit als Arzt geprägt von Tatendrang und Genialität. Mutig und unerschrocken wandte er sich einem weiteren großen Problem zu. Als einer der ersten Chirurgen weltweit wagte er sich 1979 an die operative Behandlung von Verletzungen der Halswirbelsäule. Schwere Verletzungen in Sport, Verkehr oder Beruf, bei denen die Wirbelsäule am Hals gebrochen war, hatte bis dahin kaum jemand zu operieren gewagt. Viel zu oft hatte die Operation nicht nur nicht geholfen, sondern Lähmungen sogar noch verschlimmert. Herrn Dr. Caspar gelang es in allen Fällen, das verletzte Rückenmark von Knochenteilen zu befreien, mit Hilfe einer von ihm entwickelten Titanplatte zu stabilisieren und damit sogar eine vorbestehende inkomplette Querschnittlähmung meist wieder rückgängig zu machen. Insgesamt entwickelte er in seiner Laufbahn selbst über 200 Operations-Instrumente neu, die heute in vielen Ländern nach ihm benannt sind, und veröffentlichte zahlreiche internationale wissenschaftliche Publikationen.
Weltweite Anerkennungen
Weltweit ist Herr Priv.-Doz. Dr. Caspar heute als einer der epochalen Pioniere der Wirbelsäulenchirurgie anerkannt, geachtet und geehrt. Zu den Weltkongressen der Neurochirurgen wurde er viermal als Ehrengast eingeladen. In Vorträgen und Kursen in der ganzen Welt, von Washington, Baltimore, London, Moskau bis Japan, Taiwan oder Mexiko, wollten Fachleute von ihm lernen und ihn auch ehren. Die Stadt Florenz würdigte ihn mit ihrer höchsten Auszeichnung. Die Semmelweis-Universität in Budapest verlieh ihm den Titel "Philosophical Doctor" ("Ph.D.").
Gratulation und Dank
Wer verstehen kann, was langjährige, nie nachlassende Schmerzen und erst recht bleibende Lähmungen in Rücken und Beinen für die Seele eines Menschen bedeuten und wie viel Lebensfreude und Schaffenskraft dadurch verlorengehen, kann die Bedeutung seiner jahrzehntelangen Pionierarbeit ermessen. Für uns zählt Herr Priv.-Doz. Dr. Caspar zu den mit Abstand bedeutendsten Wirbelsäulen-Operateuren des Jahrhunderts. Seine Arbeiten sind Meilensteine der modernen Wirbelsäulen-Chirurgie. Wir danken ihm sehr herzlich für seine unermüdliche Schaffenskraft und zudem auch für seine langjährige Unterstützung.
Herr Priv.-Doz. Dr. med.
Wolfhard Caspar erhält den
Welt-Preis für Arthroseforschung
2012 für seine mutige und
unermüdliche Forschungarbeit.
Der neue Welt-Preis für Arthroseforschung ist durch mehrere Besonderheiten gekennzeichnet:
Allen Mitgliedern und Spendern, die durch ihre Beiträge und Zuwendungen die Förderung der Arthroseforschung ermöglichen, danken wir sehr herzlich. Forschung kommt allen zugute und ist die edelste Form der Hilfe bei Arthrose. Herzlichen Dank!
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